Alle Jahre wieder: OXFAM beklagt zunehmende Ungleichheit

Pünktlich zum Beginn des Davoser Weltwirtschaftsforums, präsentiert die international bestens vernetzte NGO OXFAM eine Studie, die zeigt, dass ganze acht Personen auf dieser Welt ein ebenso großes Vermögen angehäuft haben, wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit. Die immer stärkere Konzentration der Vermögen in immer wenigen Händen sei ebenso empörend, wie die immer weitere Spreizung der Verteilung materiellen Wohlstands. Aus der Feststellung der ungleichen Verteilung von Reichtum, wird postwendend der messerscharfe Schluss gezogen, dass es nur einer drastischen Verstärkung staatlicher Umverteilungsmaßnahmen bedürfe, um diesem Planeten zu „mehr Gerechtigkeit“ zu verhelfen und das Elend endgültig aus der Welt zu schaffen. Der Begriff Gerechtigkeit bedeutet für die Studienautoren dasselbe, wie für jeden Sozialisten: ein Synonym für Gleichheit. Dass in der Vergangenheit noch jeder Versuch zur hoheitlich erzwungenen Verringerung der Ungleichheit am Ende zur annähernd gleichen Verteilung des Elends geführt hat, wird geflissentlich verschwiegen.

Die Frage, auf welche Weise Reichtum zustande kommt, wird gar nicht erst gestellt. OXFAM begnügt sich mit Zahlenspielereien und dem vielfach bewährten Schüren von Neidreflexen: Hier acht Nabobs, dort Massen von Unterprivilegierten. Unerhört!

Dass großer Reichtum gewöhnlich nicht durch unmoralische oder gar kriminelle Handlungen entsteht, sondern durch außergewöhnliche Begabungen, Fleiß und auch durch das dem Tüchtigen gelegentlich lächelnde Glück, findet in der Studie naturgemäß keine Erwähnung. Worin der Skandal bestehen soll, dass etwa Gesangskünstler, Erfinder oder einfallsreiche Kaufleute deshalb zu Wohlstand gelangen, weil ein freiwillig zahlendes Publikum deren Angebote annimmt, bleibt unerklärt. Der Frage, wer denn – und aufgrund welchen Rechts – sich anmaßen kann, solcherart redlich erworbene Vermögen zu enteignen und an Dritte (zum Großteil natürlich an sich selbst) umzuverteilen, wird in der tendenziösen Untersuchung nicht nachgegangen. Man begnügt sich mit der Feststellung ungleicher Vermögen, diagnostiziert eine dadurch manifestierte „Ungerechtigkeit“ und leitet allein daraus das Recht auf fiskalische Zwangsmaßnahmen ab.

Völlig unbeachtet bleibt auch die Tatsache, dass die exzessive, hoheitlich initiierte Geldproduktion und die damit einhergehende, wachsende Staatsverschuldung, zu einer Umverteilung von unten nach oben führen. Schlimmer noch: Der Leviathan macht es dadurch möglich, private Vermögen zu vergrößern, ohne dass dabei zur Wertschöpfung beigetragen wird.

 

Nicht Reichtum, sondern Armut ist das Problem

 

Nun steht – entgegen der von OXFAM suggerierten Annahme – fest, dass die Zahl der Armen auf der Welt seit Jahren kontinuierlich abnimmt – und zwar kräftig. Mit dem von der Weltbank als Armutsschranke definierten Betrag von 1,90 Dollar pro Tag, muss ein immer kleiner werdender Teil der Weltbevölkerung auskommen. Im Jahr 2015 lag der Anteil der Weltbevölkerung, die dieser Definition folgend arm sind, bei nur noch rund 10 Prozent. 30 Jahre vorher waren es noch rund dreimal so viele – und das, obwohl die Weltbevölkerung seither deutlich gewachsen ist.

Das wiederum bedeutet eine eindeutige Widerlegung der von notorischen Enteignungsbefürwortern wie OXFAM aufgestellten Behauptung, wonach Reiche ihr Vermögen auf dem Unglück und der Ausbeutung von Armen gründen würden. Die – vielfach falsifizierte – Vorstellung dahinter lautet: Wirtschaft ist ein Nullsummenspiel. Dem Gewinn des einen, stehe der Verlust des anderen gegenüber. Kaum eine andere Legende hält sich – allen empirischen Gegenbeweisen zum Trotz – derart hartnäckig. Beliebtes Mantra in diesem Zusammenhang: Der Reichtum Europas basiere auf der Armut Afrikas – respektive auf dessen „Ausbeutung“ durch ruchlose europäische und US-amerikanische Plutokraten.

Selbstverständlich ist sowohl die Idee einer „Bereicherung“ von Armen mittels gewaltsam durchgesetzter Enteignung der Reichen, als auch die Behauptung, die Teilnahme an internationalen Handelsbeziehungen würde der Ausbeutung der Ärmsten Vorschub leisten, falsch.

Das Vermögen der in der Studie apostrophierten Superreichen besteht nämlich nicht Großteils aus Luxusyachten und -Villen, Privatflugzeugen, Rembrandtgemälden und Loireschlössern, sondern aus Firmenbeteiligungen. Anders gesagt: Nicht aus toten, sondern aus produktiven Bestandteilen. Inwiefern den Armen damit gedient sein sollte, indem man erfolgreiche Unternehmer und Investoren enteignet und ihnen damit die Basis der Wohlstandsproduktion für zahlreiche Partner und Mitarbeiter entzieht, erschließt sich selbst auf den zweiten und dritten Blick nicht. Denn ein auf der Basis eigenen Vermögens agierender Mensch handelt nun einmal grundsätzlich anders, als ein angestellter Betriebsführer. Zeithorizont und Ziele beider Typen unterscheiden sich wesentlich voneinander. Nur wer diesen Unterschied nicht begreift, befürwortet die Kollektivierung von Vermögen, um sich hernach, wie einst die russischen Bolschewiken nach der Oktoberrevolution, über die katastrophalen ökonomischen Folgen zu wundern.

Nicht der Reichtum von wenigen ist das Problem, sondern die – immer noch vorhandene – Armut von vielen. Worüber also nachzudenken ist, sind nicht neue oder verschärfte Methoden zur Zerschlagung und Aufteilung von Vermögen, sondern vielmehr über Wege, auf denen die immer noch Armen sich – aus eigener Kraft – aus ihrem materiellen Elend befreien können. Und hier zeigt die Entwicklung der letzten Jahrzehnte, dass in unserer klein gewordenen Welt, nicht etwa die Abschottung und Konzentration auf die Binnenentwicklung den Schlüssel zum Wohlstand liefert, sondern, ganz im Gegenteil, die Öffnung nach außen und die Intensivierung internationaler Handelbeziehungen.

Wasserdichter Schutz privaten Eigentums und unerschütterliche Rechtssicherheit sind die tragenden Säulen des Wohlstands. Wer das in Frage stellt, kann möglicherweise kurzfristig politische Erfolge einfahren (die in aller Regel in ideologischem Totalitarismus münden), aber keine nachhaltige Prosperität herstellen.

OXFAM geht es indes nur darum, mit der Skandalisierung materieller Ungleichheiten möglichst viel Staub aufzuwirbeln, um sein Spendenaufkommen zu maximieren. Die Organisation kann dabei – und das ist ein echtes Problem – auf die zuverlässige Unterstützung der mehrheitlich linken Wächter über die Deutungshoheit setzen, die hier eine gute Möglichkeit zur Intensivierung des weltweit geführten Kreuzzuges gegen den Kapitalismus sehen. Zudem versichern sie sich damit des Wohlwollens der Regierungen, für die sie sich ebenso schamlos prostituieren, wie die Zunft steuerfinanzierter Ökonomen.

Fazit: Vanderbilt, Carnegie, Rockefeller, Gates und Zuckerberg waren oder sind nicht deshalb reich, weil sie ihre Kundschaft in die Armut getrieben haben. Im Gegenteil: Sie wurden deshalb reich, weil sie die Entwicklung der Nachfrage frei entscheidender Konsumenten besser vorhergesehen haben als andere. Sie haben daraus einfach die richtigen Schlüsse gezogen. Das Publikum hat die genannten Herren aus freien Stücken reich gemacht, ohne dabei zu verarmen! Sollen die Reichen doch reich sein, solange sie die Armen nicht daran hindern, ihre Lage zu verbessern!

OXFAM ins Stammbuch: Noch nie ist es gelungen, Arme reich zu machen, indem man Reiche arm macht. Wer das Gegenteil behauptet, ist ein Scharlatan oder ein Politdesperado.

 

Link zu einer Untersuchung der OXFAM-Studie durch die liberale Wiener Denkfabrik „Agenda Austria“: https://www.agenda-austria.at/publication/die-oxfam-methode/#publication_form

Ing. Andreas Tögel
Mittelstandsprecher