Keine Extrawurst für die AUA, bitte !

(CHRISTIAN EBNERs Gastkommentar) Die Reisebeschränkungen infolge der Corona-Krise haben den Flugverkehr weitgehend zum Erliegen gebracht. Für Fluglinien sind es sehr schwere Zeiten, daher fordert das Management der Austrian Airlines (AUA) Staatshilfe. Generell sind die Überbrückungskredite für die wir Steuerzahler in Form von Staatsgarantien als Bürgen gerade stehen auf maximal € 120 Mio. pro Unternehmen beschränkt, das AUA-Management fordert aber € 800 Mio., wir reden hier also von einer ziemlich fetten Extrawurst.

Diese Staatsgarantien haben den Sinn, Unternehmen, die nicht über ausreichende Kreditsicherheiten verfügen, das Überleben zu ermöglichen. Nun ist die AUA eine Tochtergesellschaft des börsennotierten, deutschen Lufthansa-Konzerns, der einen eventuellen Kapitalmangel jederzeit beheben kann, in dem er junge Aktien oder Anleihen an der Börse platziert. Der Aktienkurs ist momentan nicht der beste und das Emittieren von jungen Aktien oder Anleihen würde derzeit wohl den Aktienkurs drücken, das wäre schlecht für die Lufthansa-Aktionäre und würde wohl die Chancen des Lufthansa-Vorstandes auf einen Bonus reduzieren. Billiges österreichisches Steuergeld wäre für Lufthansa-Vorstand und –Aktionäre daher willkommen und das ist wohl der Grund, warum AUA-Vorstand österreichisches Steuergeld fordert und ziemlich unverhohlen damit droht, dass die Lufthansa die AUA, ohne frisches Steuergeld, wohl in Konkurs schicken würde.

Klar ist: wir werden wieder fliegen, wenn auch für einige Zeit in geringerem Ausmaß, weil die Reisebeschränkungen wohl nur Schritt für Schritt wegfallen werden und auch weil Unternehmen und Private infolge der Corona-Krise den Sparstift ansetzen werden. Wenn nun der Lufthansa-Konzern auch in Zukunft das Österreich-Geschäft machen will, so wird er wohl gut beraten sein, die AUA, wenn auch in abgespeckter Form, am Leben zu erhalten. Sollte der Lufthansa-Konzern die AUA fallenlassen, dann werden wir wohl mit anderen Fluglinien fliegen, das wäre aber für die wenigsten von uns ein traumatisches Erlebnis, da schon jetzt wohl nur die wenigsten ausschließlich mit der AUA geflogen sind.

Die Fluglinien, die verstärkt österreichische Städte anfliegen würden, würden wohl auch entsprechend mehr Personal benötigen und wohl auch erfahrene, ehemalige AUA-Mitarbeiter anstellen. Ein Teil der AUA-Mitarbeiter wird jedenfalls die Branche verlassen müssen, da das Flugaufkommen eine Zeit lang geringer sein wird, unabhängig davon, ob die AUA bestehen bleibt oder nicht.

Nun ist der Flughafen Wien für die AUA auch der Heimatflughafen und hat daher für die AUA eine sogenannte Drehkreuz-Funktion, d.h. viele AUA-Passagiere nutzen den Flughafen Wien, um einfach nur umzusteigen. Sollte nun die AUA tatsächlich Pleite gehen, so würde der Flughafen Wien diese Passagiere wohl großteils verlieren. Für die börsennotierte Flughafen Wien AG wäre dies wohl mit nicht unerheblichen Einbußen verbunden. Für die Republik Österreich ist aufgrund der obengenannten Gründe wenig sinnvoll eine große Steuergeld-Extrawurst für den Lufthansa-Konzern zu braten, für den durchaus finanzstarken Flughafen wäre eine Finanzhilfe für die AUA möglicherweise überlegenswert.

Der Flughafen Wien muss natürlich primär an seine Aktionäre denken (u.a. die Länder Wien und Niederösterreich). Ein unbesicherter Kredit an die angeschlagene AUA wäre wohl gegenüber den eigenen Aktionären, angesichts des Ausfallsrisikos nicht verantwortbar. Für einen in geeigneter Form besicherten Kredit bräuchte die AUA weder bei der Republik, noch beim Flughafen anzuklopfen, den könnte sie mit jeder größeren Bank diskutieren.

Eine unbesicherte Finanzspritze für die AUA hätte Risikokapital-Charakter. Risikokapital wird in der Wirtschaft typischerweise mit Unternehmensanteilen abgegolten, denn dann hat man nicht nur das Risiko, sondern auch die Chance, dass diese Anteile zukünftig mehr Wert werden. Es wäre wohl ein klassischer Anfängerfehler AUA-Aktien zu erwerben, für diese gäbe es zukünftig nur einen potenziellen Käufer (den Lufthansa-Konzern) und außerdem könnte der Lufthansa-Konzern als Mehrheitseigentümer, dank seiner vielfältigen Geschäftsbeziehungen mit seiner Tochter, dafür sorgen, dass Gewinne eher bei der Mutter als bei der Tochter anfallen.

Es könnte aber für den Flughafen Wien durchaus sinnvoll sein, Aktien des Lufthansa-Konzerns zu erwerben, wenn somit sichergestellt wäre, dass die AUA und das Drehkreuz Wien erhalten bleiben. Diese Aktien könnte dann der Flughafen Wien, dann bei besserem Börsenwetter wieder mit Gewinn veräußern. Falls der Lufthansa-Konzern ohnehin plant, zwecks Kapitalerhöhung junge Aktien an der Börse zu platzieren, könnte es für diesen durchaus sinnvoll sein, die Flughafen Wien AG als strategischen Partner, der einen Teil der ausgegebenen jungen Aktien erwirbt an Bord zu haben, dies könnte sicherstellen, dass der Aktienkurs nicht ins Rutschen gerät.

Eine Geldspritze der Republik Österreich für die AUA wäre jedoch völlig unnötig, falls die Regierung jedoch, aus welchen Gründen auch immer, dem Lufthansa-Konzern unter die Arme greifen will, dann sollte sie nicht wie ein barmherziger Samariter, sondern wie ein professioneller Risikoinvestor agieren und im Rahmen einer Kapitalerhöhung über die Börse junge Aktien der Lufthansa zeichnen und diese in der Folge wieder mit Gewinn über die Börse verkaufen, dann bekäme der Steuerzahler sein Risiko in angemessener Form abgegolten.

Man kann die Staatshilfen unterschiedlich bewerten, klar erscheint, dass die Staatshilfen in der gewärtigen Form das Ziel verfolgen, österreichischen Unternehmen, die vor der Krise gesund waren, nicht in die Insolvenz schlittern zu lassen. Es ist aber nicht im Sinne des Steuerzahlers, mehr Steuergeld zu verteilen als nötig. Es ist aber nicht im Sinne des fairen Wettbewerbs, des Wirtschaftsstandorts und somit letzten Endes des Steuerzahlers einzelne Unternehmen willkürlich schlechter zu stellen als andere, z.B. weil die Eigentümer im Ausland sitzen, denn es ist in unserem Interesse, dass internationale Unternehmen weiterhin in Österreich investieren.

Wenn Österreich nun beginnen würde, internationale Konzerne unsachlich schlechter zu stellen als österreichische, so würde diese unfaire Behandlung von internationalen Konzern zweifellos bemerkt und bei zukünftigen Standortentscheidungen berücksichtigt werden. Die AUA hat denselben Anspruch auf Nutzung der Kurzarbeit, wie andere Unternehmen, wir sollten nur davon absehen eine sauteure Extrawurst für sie zu braten. Die obige Argumentation würde genauso gelten, wenn die Lufthansa ein Konzern mit Sitz in Österreich wäre.

Christian Ebner ist Obmann von FreeMarkets.AT und Unternehmensberater mit Schwerpunkt Finanzierung, Firmenkäufe und –verkäufe

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