Rezension: Die einzige Weltmacht im Jahr 2016

Dass auch ein gelernter Jurist imstande ist, ein gutes Geschichtsbuch zu schreiben, wird mit dem vorliegenden Buch klar. In dessen ersten Teil werden die Ausgangslage vor der Abspaltung der 13 amerikanischen Kolonien vom britischen Mutterland und die Entstehungsmuster von Imperien beschrieben. Es folgen neun Kapitel, in denen der Weg der USA von der Unabhängigkeitserklärung bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg chronologisch dargestellt wird. Das letzte Kapitel ist schließlich der Gegenwart und einem Ausblick auf die Zukunftsaussichten des US-Imperiums gewidmet.
Dass der Autor die USA und deren Mutterland Großbritannien nicht besonders liebt, tut nichts zur Sache. Eine von jeder Schlagseite freie Geschichtsschreibung ist schließlich so gut wie unmöglich. Deutsche Historiker, die nach zwei verlorenen Weltkriegen im Sinne der Bezwinger gründlich gehirngewaschen und umerzogen wurden, werden das Werk mit Sicherheit als „politisch unkorrekt“ oder gar „revanchistisch“ einschätzen. Von den von diesen Fachleuten kniend oder auf dem Bauch liegend verfassten, gegenüber den Siegermächten gewöhnlich völlig unkritischen Darstellungen, hebt sich das Buch wohltuend ab.
Dessen zentrale These lautet, dass die USA nach Deklaration der „Monroe-Doktrin“ anno 1823 ihren ersten hundertjährigen Krieg als eine Art „Konsolidierungskrieg“ führten, der 1918 mit dem Sieg über die europäischen Mittelmächte endete. Der Autor sieht nicht die Deklaration des unumschränkten U-Boot-Kriegs durch das Deutsche Reich, sondern die Abdankung des Zaren als unmittelbaren Grund für die USA, in den Krieg einzutreten. Demnach hätte US-Präsident Wilson befürchtet, dass nach Wegfall der Ostfront das Reich in der Lage gewesen wäre, in Europa eine Hegemonie zu errichten und sich damit zur Gefahr für die Weltmachtambitionen der USA zu entwickeln.
Der sich an den ersten unmittelbar anschließende, bis in unsere Tage währende zweite hundertjährige Krieg, diente dem Aufbau eines weltbeherrschenden Imperiums, was nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 faktisch auch erreicht wurde.
Die Anwendung moralischer Doppelstandards bei der Bewertung eigener Aktivitäten und der Bewertung von Taten anderer Nationen, sind für die USA (und deren Mutterland) typisch. Was auch immer auf dem Weg zur Errichtung und Absicherung ihrer Einflusssphäre getan wurde, es war gut. Wer und was dabei auch immer im Weg stand, war die Inkarnation des Bösen – besonders die kriegslüsternen Deutschen.
Die Doktrin der „Manifest Destiny“, die die USA zur in göttlichem Auftrag – und daher stets rechtmäßig – handelnden Nation erklärt, immunisiert zuverlässig gegen jede Kritik von innen wie von außen. Jede an in- und ausländischen Völkern begangene Untat, reduziert sich dadurch auf eine unumgänglich notwendige Maßnahme in Verfolgung seiner heiligen Bestimmung, das neue Jerusalem zu errichten. Lesenwert!
Das Werden des Imperium Americanum und seine zwei hundertjährigen Kriege
Menno Aden
Ares Verlag 2016
231 Seiten, broschiert
ISBN: 978-3-902732-63-7
18,- Euro

Ing. Andreas Tögel
Mittelstandsprecher