Marktwirtschaft oder Staatsinterventionismus

Mises oder Keynes

In einem kürzlich von Beatrix von Storch (AfD) mit dem in Angers in Frankreich lehrenden Volkswirtschaftsprofessor Jörg Guido Hülsmann geführten Interview, geht es neben grundsätzlichen Fragen zum Schuldgeldsystem, speziell um die Zukunft des Euro.

Daran, dass es den Euro in zehn Jahren noch geben wird, besteht für den auf dem Boden der Österreichischen Schule der Ökonomik stehenden Fachmann kein Zweifel. Die Euro-Rettung mittels expansiver Geldpolitik der EZB war nämlich durchaus „erfolgreich“. Sie wird es seiner Meinung nach auch weiterhin sein – nämlich so lange, wie es Kapital umzuverteilen gibt. Den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, wann es damit vorbei sein und eine dramatische Systemkorrektur eintreten wird, ist schwierig bis unmöglich.

Auf die Frage nach der – trotz beispielloser Geldmengenausweitung durch die Zentralbanken – nach wie vor ausbleibenden allgemeinen Preisinflation, weist Hülsmann auf die explodierenden Immobilienpreise und die seit Jahren steigenden Aktienkurse hin, die als eine Konsequenz der neu geschaffenen Liquidität zu verbuchen sind. In einer zinsenlosen Welt flüchtet eben alles in Aktien, Gold und „Betongold“. Kurzfristig nutzt die expansive Geldpolitik allen, weil damit Firmenpleiten und ein damit verbundener deflationärer Schock vermieden werden. Doch langfristig wird die Verwundbarkeit des Wirtschaftssystems durch die wachsenden Schuldenberge, die von Staaten, Unternehmen und Privathaushalten angehäuft werden, stetig und dramatisch erhöht.

Die von den Notenbanken niedrig gehaltenen Zinsen erscheinen auf den ersten Blick vorteilhaft, führen aber zu groben Verzerrungen der Wirtschaftsstruktur, weil dadurch faktisch insolvente Betriebe künstlich am Leben gehalten werden. Diese binden Kapital, das anderweitig produktiver eingesetzt werden könnte und ziehen das Produktivitätsniveau der Volkswirtschaft auf diese Weise nach unten. Zudem kommt es zu einer Umverteilung von unten nach oben: Wer viel besitzt, und den Banken Sicherheiten bieten kann, erhält leicht billige Kredite. Wer nicht über entsprechende Sicherheiten verfügt, ist vom Geldkreislauf ausgeschlossen.

Banken neigen tendenziell eher zur Kreditvergabe an Private (sofern damit Immobilien erworben werden) als an Unternehmer, die über keine pfändbaren Sicherheiten verfügen.

Die Schere zwischen Alten und Jungen öffnet sich im gleichen Maße, wie die zwischen Einkommensbeziehern und Vermögensbesitzern. Jungen Menschen ist es heute auch dann nur noch sehr schwer möglich, Vermögen zu bilden, wenn sie über hohe Einkommen verfügen. Der Niedrigzins zementiert paradoxerweise den Status quo und behindert nachhaltig innovative Entwicklungen.

Die europäische Einheitswährung führt zu starken Verwerfungen zwischen wirtschaftlich starken und wirtschaftlich schwachen Ländern. Die weniger produktiven „Südländer“ gehen in Deutschland auf Einkaufstour, was zu mehr und mehr Forderungen im Verrechnungssystem Target 2 führt, die zum Großteil mutmaßlich uneinbringlich sein werden. Die Höhe der deutschen Target-2-Forderungen gegen andere Volkswirtschaften des Euroraumes, beläuft sich inzwischen auf rund eine Billion (!) Euro.

Ludwig von Mises, dessen umfangreiche, von Guido Hülsmann verfasste Biographie den Titel „Der letzte Ritter des Liberalismus“ trägt, bezeichnet er als den „größten Ökonomen aller Zeiten“. Mit seiner konsequenten Kritik jedes Staatsinterventionismus´, hat er seiner eigenen Karriere nachhaltig geschadet. Nicht bereit, den Regierenden Handhaben zur hoheitlichen Lenkung der wirtschaftlichen Aktivitäten freier Bürger und privater Unternehmen zu liefern, stand er sein Lebtaglang am Rande der staatlich beherrschten universitären Lehre. Seinem Widerpart Maynard Keynes, der bis in unsere Tage der Liebling aller Gesellschaftsklempner und Regulatoren geblieben ist, intellektuell zwar turmhoch überlegen, mußte er dennoch erkennen, dass sich die Ideen der „Österreichischen Schule“ nirgendwo dauerhaft durchsetzen konnten. In seinen späten Jahren schrieb Mises dementsprechend resigniert: „Ich wollte Reformer werden, doch ich bin nur der Geschichtsschreiber des Niedergangs geworden.“

Der mit der grassierenden „Schuldenkultur“ verbundenen Erosion der Achtung vor dem Privateigentum, steht der liberale Ökonom äußerst kritisch gegenüber. Privates Eigentum, die unzweideutige Unterscheidung von Mein und Dein, bildet die unverzichtbare Basis unserer Zivilisation. Selbst in der Bibel wird an gleich mehreren Stellen die Bedeutung privaten Eigentums betont – zum Beispiel in zwei der 10 Gebote des Alten Testaments -, und in Gleichnissen des Neuen Testaments, etwa in jenem von den anvertrauten Talenten (Lukas 19, 10-27).

In einer neuerlichen Besinnung auf eine wettbewerbliche Geldordnung und/oder in einer Renaissance des Warengeldes, bevorzugt auf Basis gemünzten Silbers, dem „Gold des kleinen Mannes“, sieht Hülsmann einen möglichen Ausweg aus der mit dem unbegrenzt und faktisch zum Nulltarif vermehrbaren Fiat-Papiergeld verbundenen Schuldenfalle.

Zum Interview mit Guido Hülsmann:https://www.youtube.com/watch?v=mMINq3xZRd4&feature=youtu.be


Ing. Andreas Tögel
Mittelstandsprecher